Einfluss der Genetik auf die Histaminintoleranz

Hast du schon gewusst, dass deine Gene eine große Rolle dabei spielen, wie dein Körper Histamin verstoffwechselt? Und hierbei ist nicht nur eine genetisch bedingte Histaminintoleranz gemeint, sondern ganz generell deine genetische Veranlagung in Bezug auf eine Histaminintoleranz.

Deine Gene bestimmen unter anderem:

  • Ob und wie stark du auf Histaminliberatoren reagierst.
  • Welche Symptome der Histaminintoleranz vorrangig bei dir auftreten.
  • Wie gut oder schlecht dein Histaminabbau funktioniert.

Wie du sicherlich weißt, ist die Histaminintoleranz eine Störung, bei der der Körper Histamin nicht richtig abbauen kann. Histamin ist eine chemische Verbindung, die zum einen im Körper vorkommt und zum anderen in vielen Lebensmitteln zu finden ist. Es ist bekannt für seine Rolle bei allergischen Reaktionen und Entzündungen.

Der Einfluss der Genetik auf eine Histaminintoleranz ist komplex und wird derzeit noch intensiv erforscht. Es gibt aber bereits jetzt schon Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Anfälligkeit/Veranlagung für Histaminintoleranz spielen können. Einige genetische Variationen können dazu führen, dass bestimmte Enzyme, die für den Abbau von Histamin im Körper verantwortlich sind, nicht richtig funktionieren. Eines dieser Enzyme ist die Diaminoxidase (DAO). Sie sitzt im Dünndarm und ist das Schlüsselenzym im Histaminabbau. Mutationen oder Variationen in Genen, die für die Produktion oder Aktivität von DAO verantwortlich sind, können die Effizienz dieses Enzyms negativ beeinflussen. Wenn die DAO also nicht richtig funktioniert, kann Histamin nicht ausreichend abgebaut werden. Dies führt zu einem Anstieg des Histaminspiegels im Körper und löst die typischen Symptome einer Histaminintoleranz aus.

Wie kann die Genetik Symptome der Histaminintoleranz beeinflussen?

Genetische Faktoren können sich auf die Histaminintoleranz auswirken oder auch eine Veranlagung dafür auslösen, indem sie verschiedene Bereiche des Histaminstoffwechsels und der Histaminregulation im Körper beeinflussen. Wir zeigen dir hier einige Möglichkeiten auf:

Enzymaktivität: Gene spielen eine Rolle bei der Produktion von Enzymen, die am Histaminstoffwechsel beteiligt sind. Variationen oder Mutationen in diesen Genen können zu einer verminderten Enzymaktivität führen, was den Histaminabbau beeinträchtigt und das Risiko einer Histaminintoleranz erhöht.

Regulierung von Enzymen: Gene können auch die Regulierung von histaminabbauenden Enzymen beeinflussen. Variationen in Genen wie HNMT oder HDC können die Aktivität und Ausprägung dieser Enzyme beeinflussen, was sich wiederrum auf die Produktion und den Abbau von Histamin auswirkt.

Genetische Wechselwirkungen: Die Histaminintoleranz wird wahrscheinlich durch das Zusammenspiel mehrerer Gene beeinflusst und nicht durch ein einzelnes Gen allein. Verschiedene genetische Variationen können miteinander oder mit anderen Faktoren interagieren und so das Gesamtrisiko und den Schweregrad einer Histaminintoleranz steuern.

Histamin-Rezeptoren: Gene, die für Histaminrezeptoren verantwortlich sind, können die Empfindlichkeit und Reaktion auf Histamin beeinflussen. Histaminrezeptoren sind Proteine, die auf der Oberfläche von Zellen sitzen und Histamin erkennen und darauf reagieren. Es gibt vier Haupttypen von Histaminrezeptoren (H1, H2, H3 und H4 Rezeptor). Jeder dieser Rezeptortypen hat spezifische Funktionen und ist in verschiedenen Geweben und Organen deines Körpers zu finden.
Genetische Variationen können die Ausprägung, Struktur oder Funktion dieser Histaminrezeptoren beeinflussen, was sich wiederum auf die Reaktion des Körpers auf Histamin auswirken kann. Einige dieser Variationen können dazu führen, dass die Rezeptoren empfindlicher oder weniger empfindlich auf Histamin reagieren; also die Mastzellen kein, wenig oder viel Histamin ausschütten. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, warum Betroffene individuell auf Histaminliberatoren reagieren.

Ein Beispiel für eine genetische Variation, die den Histaminrezeptor beeinflusst, ist ein sog. Polymorphismus genannt rs1800544 im H1-Rezeptorgen (HRH1). Diese Variation wurde mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Histamin assoziiert und könnte zu verstärkten allergischen Reaktionen oder Symptomen einer Histaminintoleranz führen.

Ähnlich kann eine Variation im H2-Rezeptorgen (HRH2) die Reaktion des Körpers auf Histamin beeinflussen. Der H2-Rezeptor ist hauptsächlich in der Magenschleimhaut vorhanden und spielt eine Rolle bei der Regulierung der Magensäureproduktion. Variationen in diesem Gen können dazu beitragen, dass bestimmte Personen anfälliger für Magenprobleme wie Sodbrennen oder Magengeschwüre sind. Insbesondere dann wenn Histamin eine Rolle spielt, wie beispielsweise bei der Aufnahme von histaminreichen Lebensmitteln.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Auswirkungen dieser genetischen Variationen auf die Histaminrezeptoren von Person zu Person variieren können und auch von anderen Einflüssen wie Umweltfaktoren und individueller Gesundheit abhängen. Forschungen auf diesem Gebiet sind noch im Gange und es gibt noch viel über die genaue Rolle der Genetik bei der Regulation der Histaminrezeptoren und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit zu lernen.

6 allgemeine Gene, die die Histaminintoleranz beeinflussen

Zu den sechs häufigsten Genen, die mit Histaminintoleranz in Verbindung gebracht werden, gehören:

1. Diaminoxidase (DAO)
Das DAO-Gen spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion des Enzyms DAO, das Histamin im Verdauungstrakt abbaut.
Die DAO verstoffwechselt hauptsächlich Histamin aus der Nahrung, um dessen Anreicherung im Darm sowie das Auftreten von Symptomen zu verhindern. Variationen oder Mutationen im DAO-Gen können die Produktion oder Aktivität des DAO-Enzyms beeinträchtigen, was zu einem gestörten Histaminabbau führt. Dadurch reichert sich Histamin im Körper an und Symptome einer Histaminintoleranz können entstehen.

Typische Symptome, vor allem nach dem Verzehr von histaminreichen Lebensmitteln:

  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Verdauungsprobleme, Übelkeit
  • Hautprobleme
  • Flush
  • allergieähnliche Reaktionen


2. Histamin-N-Methyltransferase (HNMT)
Das HNMT-Gen ist für das Enzym HNMT verantwortlich. Dieses Enzym baut hauptsächlich körpereigenes Histamin ab.
Variationen oder Mutationen im HNMT-Gen können sich auf die Aktivität oder Ausprägung des HNMT-Enzyms auswirken und die Effizienz des Histaminstoffwechsels beeinträchtigen. Dies führt zu einem verminderten Histaminabbau und erhöhten Histaminwerten im Körper.

Typische Symptome:

  • Kopfschmerzen
  • verstopfte Nase
  • Hautausschläge, atopische Dermatitis
  • Asthma
  • Magen-Darm-Probleme
  • Unruhe, Schlafstörungen, Müdigkeit
  • Schwindel, Angstzustände
  • allergieähnliche Reaktionen


3. Histidin-Decarboxylase (HDC)
Das HDC-Gen spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Histamin im Körper.
Das HDC-Gen liefert Anweisungen für die Produktion des Enzyms Histidindecarboxylase, das die Aminosäure Histidin in Histamin umwandelt. Variationen oder Mutationen im HDC-Gen können sich auf die Aktivität oder Ausprägung des Enzyms Histidindecarboxylase auswirken, was zu Veränderungen in der Histaminproduktion führt. Dies kann zu einem unausgewogenen Histaminspiegel führen, der zu den Symptomen der Histaminintoleranz beiträgt.

Wenn das HDC-Gen betroffen ist, kann es die Histaminproduktion je nach der spezifischen Variation erhöhen oder verringern. Eine höhere Histaminsynthese kann zu einem Überschuss an Histamin im Körper führen, was eine erhöhte Symptom-Empfindlichkeit zur Folge hat. Andererseits kann eine geringere Histaminsynthese die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, einen optimalen Histaminspiegel aufrechtzuerhalten, was ebenfalls zu Histaminintoleranzsymptomen führen kann.


4. Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR)
Das MTHFR-Gen steht nicht im direkten Zusammenhang mit der Histaminintoleranz. Es spielt jedoch eine entscheidende Rolle in einem biochemischen Prozess, der als Methylierung bekannt ist. Das MTHFR-Gen liefert Anweisungen für die Produktion des MTHFR-Enzyms, das Folat (Vitamin B9) in seine aktive Form (Methylfolat) umwandelt. Methylfolat ist ein wichtiger Bestandteil des Methylierungsprozesses, der verschiedene Körperfunktionen beeinflusst, darunter den Stoffwechsel und die Ausscheidung von Histamin.

Beeinträchtigungen des MTHFR-Gens können zu einer verminderten Produktion oder Aktivität des MTHFR-Enzyms und damit zu einer verringerten Methylierungskapazität führen. Dies kann die Regulation des Histaminspiegels beeinträchtigen und zu Symptomen beitragen. Darüber hinaus neigen Personen mit MTHFR-Genvariationen eher zu Ungleichgewichten in anderen methylierungsbezogenen Prozessen, die den Histaminstoffwechsel und die Histaminintoleranz weiter beeinflussen können.


5. HRH1
Das HRH1 Gen hast du weiter oben schon kennengelernt. Dieses Gen spielt eine Rolle bei der Bestimmung der Empfindlichkeit und der Reaktionen auf Histamin, indem es den H1-Rezeptor steuert.
Veränderte Varianten des HRH1-Gens können zu einer erhöhten Empfindlichkeit oder Überaktivierung des H1-Rezeptors führen, was übertriebene Reaktionen auf Histamin hervorruft.

Typische Symptome:

  • Hautausschläge
  • Juckreiz
  • verstopfter Nase
  • Atembeschwerden


6. Monoaminoxidase (MAO)
Die Hauptaufgabe des Enzyms MAO besteht darin, biogene Amine wie Tyramin und Katecholamine abzubauen.
Es kann jedoch auch den Histaminspiegel im Körper beeinflussen. Ein niedriger MAO-Spiegel kann zu einem verminderten Abbau von Histamin führen, was hohe Histaminkonzentrationen im Körper zur Folge hat. Dieses Ungleichgewicht kann zur Entwicklung oder Verschlimmerung von Histaminintoleranzsymptomen beitragen. Darüber hinaus können Variationen in dem Gen auch zu Schwankungen im Spiegel anderer biogener Amine führen. Wenn biogene Amine neben Histamin ansteigen, könnten starke Symptome entstehen. Zudem werden biogene Amine immer zuerst von dem Enzym DAO abgebaut, so dass Histamin oft nicht mehr ausreichend verstoffwechselt werden kann.

Natürlich ist die Genetik nicht alles. Sie ist nur ein Teil des Bildes. Umweltfaktoren, Ernährung, Lebensstil, äußere Einflüsse sowie andere Erkrankungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Histaminintoleranz.

Dennoch ist es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens, dass unsere Genetik einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit und die Entstehung von Krankheiten je nach Veranlagung hat. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, bereits präventiv Risiken für bestimmte Erkrankungen abzuschätzen und denen entgegenzuwirken. Besonders wenn mehrere Familienmitglieder an den gleichen Krankheiten leiden oder gelitten haben, kann eine genetische Abklärung sinnvoll sein.

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Genetisch bedingte Histaminintoleranz?

Bei einer genetisch bedingten Histaminintoleranz liegt ein Defekt in der Genetik vor, der dazu führt, dass eine Histaminintoleranz entsteht. Im Allgemeinen wird gesagt, dass nur ein sehr kleiner Teil an einer tatsächlich genetisch bedingten Histaminintoleranz leidet, wobei es hier keine offiziellen Zahlen gibt und somit die Dunkelziffer durchaus höher liegen kann. Liegt ein genetischer Defekt vor, dann ist eine histaminarme Ernährung das A und O. Dennoch gibt es mittlerweile auch schon Ansätze, bei denen mit Hilfe der Epigenetik in die Genetik eingegriffen werden kann. Die weitere Forschung hierzu bleibt daher noch sehr spannend.

👉🏼 Wie kann ich testen lassen, ob ich an einer genetischen Histaminintoleranz leide?

  • Gen-Mediziner, Heilpraktiker oder Genetiker: Ein Gen-Mediziner, Heilpraktiker oder Genetiker kann dir dabei helfen, den richtigen Test auszuwählen und die Ergebnisse zu interpretieren. Sie können dich auch dabei unterstützen, andere potenzielle Ursachen für deine Symptome auszuschließen und eine umfassende Anamnese durchführen.

  • Online-Dienste, Online-Labore: Es gibt diverse Online-Labore, die Gentests für verschiedene Gesundheitszustände anbieten. Wichtig ist hier vorher zu recherchieren, dass dieser Dienst auch wirklich seriös ist. Beispiellabor: https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/histamin-intoleranz

Einklappbarer Inhalt

Quellen

  • https://drbeckycampbell.com/exploring-the-role-of-genetics-in-histamine-intolerance/

  • 3269 – Gene ResultHRH1 histamine receptor H1 [ (human)] – NCBI. 29 März 2023, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/gene/3269.

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  • Histamine and histidine decarboxylase: Immunomodulatory … – NCBI. 12 Mai 2020, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7497259/. Methylenetetrahydrofolate reductase (MTHFR) C677T polymorphism.” https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25449138/.

  • Molecular Biology of Methylenetetrahydrofolate Reductase (MTHFR) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK6561/.

  • Why Monoamine Oxidase B Preferably Metabolizes N … – NCBI. 8 Feb. 2022, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8836602/.

  • https://www.hofweissbad.ch/wie-unsere-gene-die-gesundheit-beeinflussen/#:~:text=Bestimmte%20Genvarianten%20oder%20%2Ddefekte%20k%C3%B6nnen,mehr%20oder%20weniger%20Nebenwirkungen%20hervorrufen.

VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE

Wir sind Thomas und Michaela Zinser, Gründer von Histaminikus.

Aufgrund der eigenen Histaminintoleranz von Michaela und unserem Sohn haben wir Histaminikus gegründet. Der Frust keine geeigneten histaminarmen Lebensmittel zu finden, hat uns angespornt, selbst histaminarme Lebensmittel zu entwickeln.
Wir möchten euch damit wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Schaut euch gerne bei uns um.

Herzliche Grüße
Thomas und Michaela

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